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Eine Diktatur in Zahlen 

Wie viele Minen lagen an der Grenze - und wie viele Todesurteile wurden in der DDR vollstreckt? Ein Überblick zu Zahlen und Fakten rund um die SED-Diktatur.

Zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Minen ließ die DDR Regierung an der Grenze verlegen. Insgesamt war die innerdeutsche Grenze 1.378 Kilometer lang (die Berliner Mauer maß 167,8 Kilometer). Die Minen lagen auf einem Teilstück von rund 900 Kilometern.

55.000 Selbstschussanlagen wurden in der Zeit von 1971 bis 1984 an der Grenze aufgestellt. Michael Gartenschläger, politischer Häftling in der DDR und späterer Fluchthelfer, montierte 1976 zwei Selbstschussanlagen ab und zeigte sie Journalisten. Beim Versuch, eine dritte Selbstschussanlage abzumontieren, wurde der 32-jährige Gartenschläger im gleichen Jahr erschossen.

Rund 3.000 Hunde waren bis in die 80er Jahre an der Grenze im Einsatz. Sie waren auf Menschen abgerichtet.

4,9 Millionen Flüchtlinge kamen in der Zeit von 1945 bis 1989 aus dem kommunistischen Machtbereich zwischen Elbe und Oder in den Westen. Allein in der Zeit von 1961 bis 1989 flohen mehr als 1,25 Millionen Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik. Die meisten kamen in den Jahren als die Mauer gebaut wurde und als sie fiel. 236.390 verließen die DDR 1961. 388.396 waren es 1989, in dem Jahr als die Mauer fiel.

Rund 300.000 Ostdeutsche flohen von 1961 bis 1989 "illegal" in den Westen. Die meisten kehrten von Westbesuchen nicht zurück. Die Stasi zählte 38.063 gescheiterte Fluchtversuche zwischen 1976 und 1988 an der Grenze, also über 3.100 pro Jahr.

Mehr als 5.500 DDR-Bürger schwammen durch die Ostsee in die Freiheit. 174 ertranken, 4.522 Menschen wurden erwischt und festgenommen. Nur 913 gelang die Flucht übers Wasser (siehe auch Flucht über die Ostsee - der Arzt Peter Döbler schwamm 24 Stunden lang durch die Ostsee von der DDR in die Freiheit). 110 Menschen versuchten, zwischen 1962 und 1973 die DDR auf dem Luftweg (zum Beispiel mit selbst gebauten Ballons) zu verlassen. Die Stasi registrierte in dieser Zeit über 58 Flugzeugentführungen. Viele Menschen versuchten auch, die DDR auf legalem Weg zu verlassen. Allein im Jahr 1980 stellten rund 21.500 Menschen den Antrag die DDR verlassen zu dürfen. 1989 stellten rund 125.000 Menschen einen Ausreiseantrag, bevor im August die Mauer fiel.

Knapp 3,44 Milliarden Mark zahlte die Bundesrepublik zwischen 1963 und 1990, um 31.755 politische Gefangene und 2.000 Kinder von ausgereisten oder geflohenen DDR-Bürgern freizukaufen. Offiziell gab es in der DDR keine politischen Häftlinge, weil die DDR-Behörden diesen Begriff vermieden. Die Bundeszentrale für politische Bildung geht davon aus, dass zwischen 1945 und 1990 in der DDR rund 200.000 Menschen aus politischen Gründen inhaftiert wurden.

221 Todesurteile wurden in der DDR verhängt, 164 vollstreckt. In den 50er und 60er Jahren gab es sogar Schauprozesse gegen Mörder, NS-Verbrecher oder Spione, die mitunter sogar auf den Bühnen von Kulturhäusern stattfanden. Bis 1956 wurden die Verurteilten mit Guillotinen geköpft. Ab 1968 wurden die Verurteilten durch den "unerwarteten" Nahschuss in den Hinterkopf getötet, so wie Werner Teske. Der promovierte Volkswirt wurde im Juni 1981 in Leipzig durch einen Genickschuss hingerichtet. Der Stasi-Hauptmann wollte sich in den Westen absetzen. Das Todesurteil gegen Teske war das letzte Todesurteil, das in der DDR vollstreckt wurde. 1987 wurde die Todesstrafe abgeschafft - vor dem ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen zwischen Honecker und Kohl.

Mindestens 136 Menschen sind nach derzeitigem Forschungsstand nachweislich allein an der Berliner Mauer erschossen worden, beim Fluchtversuch verunglückt oder nahmen sich nach einem gescheiterten Fluchtversuch das Leben. Hinzu kommen 251 Tote, die Grenzkontrollen in Berlin nicht überlebt haben. Es handelte sich dabei um meist ältere Reisende. Die meisten Todesopfer waren Männer im Alter zwischen 16 und 30 Jahren. Mehr als die Hälfte der 136 Todesopfer kamen in den ersten fünf Jahren nach dem Mauerbau um. Bis Ende 1962 starben allein 34 Menschen an der Mauer.

Bis zu 6.000 Menschen nahmen sich in der DDR jedes Jahr das Leben. Damit hatte die DDR eine der höchsten Selbstmordraten weltweit. 1977 beschäftigte sich sogar das Politbüro mit der hohen Selbstmordrate. Die Folge: Die Zahlen wurden fortan verheimlicht und nicht einmal mehr Forschern verraten.

Rund 180.000 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zwischen 1950 und 1989 schätzungsweise. Die Stasi wurde 1950 gegründet. Ab 1957 war Erich Mielke Chef der Behörde, die nicht nur als Inlands- und Auslandsgeheimdienst arbeitete, sondern auch Privatleute bespitzelte. Die Stasi hatte ein eigenes Untersuchungsgefängnis, agierte faktisch im rechtsfreien Raum. Die Stasi schreckte selbst vor Mordanschlägen nicht zurück (Welsch, Wolfgang: Ich war Staatsfeind Nr. 1). Neben den hauptamtlichen Mitarbeitern verfügte die Stasi über ein Heer von informellen Mitarbeitern. 1989 hatte die Stasi noch etwa 91.000 hauptamtliche und 174.000 informelle Mitarbeiter (IM). Die Birthler-Behörde geht davon aus, dass im Laufe der DDR-Zeit insgesamt mindestens 600.000 Personen, meistens Männer, als "IM" für die Stasi gearbeitet haben.

Rund 400 Menschen entführte die Stasi aus Westdeutschland in die DDR, wie die Historikerin Susanne Muhle (Die DDR im Blick - ein zeithistorisches Lesebuch) herausgefunden hat. Nach 1990 wurden 20 Entführungsfälle wegen Freiheitsberaubung angeklagt. Die Täter wurden allesamt zu Bewährung verurteilt. Kein einziger Täter musste hinter Gitter.

2,3 Millionen von rund 16,8 Millionen DDR-Bürgern waren Mitglied in der SED. Nach der Wende verlor die SED innerhalb weniger Wochen ihre Mitglieder. Im Dezember 1989 hatte die SED noch 1,4 Millionen Mitglieder. Im Februar 1990 waren es nur noch 650.000. Bis Mai 1990 sank die Zahl noch mal auf 400.000 Mitglieder.

112 Kilometer Akten übernahm die Birthler-Behörde aus dem Bestand der Stasi, darunter 1,3 Millionen Fotos und Dias, fast 5.000 Filme und Videos, 164.000 Tonträger und rund 20.000 Disketten und Magnetbänder.

Mindestens 17.223 ehemalige Stasi-Beschäftigte arbeiten heute in Ostdeutschland noch im Öffentlichen Dienst. Nach einer Umfrage der Deutschen Presseagentur wurden in Sachsen-Anhalt mehr als 4.400 ehemalige Stasi-Mitarbeiter weiter beschäftigt, in Sachsen 4.101, in Brandenburg 2.942, in Berlin 2.733, in Mecklenburg-Vorpommern 2.247 und in Thüringen cirka 800. Selbst im Bundeskriminalamt arbeiten 23 ehemalige Stasi-Leute, und zwar im Personenschutz. Sie waren auch bei der Stasi für den Personenschutz zuständig, wie ein Sprecher des BKA gegenüber stern.de betonte. Darüber hinaus sind nach der Wende hunderte Stasi-Leute Polizisten geworden. Sie tun heute meist in Ostdeutschland ihren Dienst.

9.548 Gerichtsentscheidungen der DDR-Justiz wurden allein vom Landgericht Berlin nach der Wende aufgehoben. Insgesamt gingen in der Zeit von 1990 bis 2008 21.977 Anträge ein, Rechtsentscheidungen der DDR-Justiz aufzuheben. In 3.583 Fällen wurden die Anträge abgelehnt. 9.548 Anträge wurden zurückgenommen oder an andere Gerichte abgegeben.

Rund 42.000 Akten über Vorfälle an der innerdeutschen Grenze, Unrechtsurteile in der DDR oder Unrechtshandlungen im DDR-Strafvollzug lagern im Bundesarchiv in Koblenz. Sie stammen aus dem Bestand der Zentralen Beweismittel- und Dokumentationsstelle für DDR-Unrecht in Braunschweig, die im Jahr 2007 ihre Arbeit einstellte.

 
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